Die Bürgerapp soll relevante digitale Leistungen liefern. Beginnend mit kommunalen Verwaltungsleistungen wollen wir in unserer Kick-off Version zunächst einfache Behördengänge abdecken, neu definieren und die Erreichbarkeit, Übersichtlichkeit und Terminvereinbarungen für den Bürger erleichtern. Später soll sie in einem ebenenübergreifenden Portal münden und damit Leistungen von Kommune bis Bund abdecken. Mittels unseres agilen und iterativen Ansatzes soll die App sukzessiv um Funktionalitäten und Verwaltungsleistungen ergänzt und weiterentwickelt werden. So sollen beispielsweise Dokumentübermittlungen oder In-App-Zahlungen ermöglicht werden. Final soll die App den Bürgerinnen und Bürgern einen digitalen Zugang zu ihren Daten bieten und als mobiler Datentresor dienen.
Dazu benötigen wir zunächst Anpassungen in die bestehende gesetzliche Grundlage, etwa im eGoverment-Gesetz oder dem Onlinezugangsgesetz (OZG). Darüber hinaus brauchen wir auch die Akzeptanz und Zustimmung des öffentlichen Raumes; von Politik, den Bürgern und Behörden. Ferner bedarf es IT-infrastrukturellen Grundlagen; so wird für die Version 2.0 und deren Datenaustausch mindestens eine sichere Austauschplattform benötigt und für die finale Version wird dann eine cloudbasierte Daten-Backbone benötigt. Der Austausch vorhandener Daten auf Basis von Kooperation soll dem End-User nach dem Once-Only-Prinzip so angenehm wie möglich gemacht werden.
Durch eine solche digitale Applikation besteht außerdem das Potenzial, das verstaubte Image des öffentlichen Sektors aufzupolieren und den oft debattierten Kulturwandel des deutschen Verwaltungsapparates voranzubringen. Damit einhergehend besteht die Möglichkeit, durch ein angepasstes Wording das Bewusstsein der Verwaltungsmitarbeiter dahingehend zu schärfen, dass Bürger und Unternehmen nicht mehr als Bittsteller, sondern die Behörde als Dienstleister wahrgenommen wird. Die Verwaltung kann hierbei eine aktive Rolle einnehmen und den Bürger in ihren Lebenslagen begleiten. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt ELFE (einfache Leistung für Eltern) des IT-Planungsrates in Kooperation mit der Freien Hansestadt Bremen, das für die Ausweitung solcher Ansätze auf andere Verwaltungsbereiche und Lebenslagen als Vorbild dienen bzw. ausgeweitet werden kann.
Nicht zuletzt sollte ein digitaler Identitätsnachweis ermöglicht werden, der nicht auf bestimmte Endgeräte beschränkt ist und möglichst benutzerfreundlich zu verwalten ist - wenn nötig mit einer 2-Faktor-Authentifizierung. Im Vorfeld wäre es erforderlich das Schriftformerfordernis zu prüfen. Erste Schritte könnten in Anlehnung an bereits vorhandene Formate erprobt werden, so könnte man das persönliche Erscheinen durch einen Identitätsnachweis (Personalausweis) durch Video-Ident ersetzen. Andere Vergleichspunkte wären EKONA oder bestehende Verfahren des ePayments. Momentan besitzen fast die Hälfte aller Bürger*innen einen neuen Personalausweis (nPA), jedoch ist dabei nur höchst selten die Online-Ausweisfunktion (eID) freigeschaltet, noch ein Kartenlesegerät vorhanden. Dies widerspricht dem Digitalisierungsvorhaben in Deutschland. Ebenso gilt dies für Unternehmen, die länger auf ein digitales Siegel warten. Im privaten Bereich existieren bereits etliche leicht benutzerfreundliche Online-Dienste. Mittlerweile erwarten die Bürger_innen diesen Service auch von ihrer zuständigen Verwaltung. Langfristig möchten wir mit dem digitalen Identitätsnachweis die Verwaltungsapplikation optimal nutzbar machen.